Dienstag, 6. November 2007

Arbeiten in Mexiko




Mittlerweile arbeite ich schon die vierte Woche hier in Mexiko und ich dachte, es wird jetzt endlich mal Zeit, etwas über meine Arbeit hier zu schreiben.


Nach meiner Ankunft hatte ich eine Woche Zeit, mich einzugewöhnen, denn am 8. Oktober habe ich begonnen zu arbeiten. Ich arbeite in einem Übersetzungsbüro, das gleichzeitig auch noch eine Sprachschule ist. Zu Fuß bin ich in ca. 15 Minuten bei der Arbeit.


Ich habe zwei Kolleginnen: María Lourdes, die Besitzerin und Chefin, kümmert sich hauptsächlich um die Übersetzungen; sie hat jahrelang in der Schweiz gelebt, spricht Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch und ein wenig Deutsch und ist Simultanübersetzerin. Agnes ist meine zweite Kollegin und die Vizechefin und ist für die Sprachschule zuständig. Sie gibt dort Englischunterricht und macht aber auch Übersetzungen. Außerdem gibt es momentan noch eine zweite Praktikantin, Isa aus den USA, die hier in Mexiko eine Art Sozialdienst ableistet.


Da wir zwei Praktikantinnen sind, müssen wir nur halbtags arbeiten. Wenn Isa morgens arbeitet, arbeite ich nachmittags und umgekehrt. Morgens bedeutet um 9 Uhr bis 13/14 Uhr und nachmittags bedeutet von 15/16 Uhr bis 20/20.30 Uhr.


Meine Aufgaben sind Übersetzungen machen und Unterricht geben. Die Übersetzungen sind meistens vom Englischen ins Spanische oder umgekehrt und manchmal recht schwer, da keine der beiden Sprachen meine Muttersprache ist und es oft auch Fachübersetzungen sind, wie z.B. Anleitungen für Maschinen oder medizinische Geräte.


Momentan übersetze ich allerdings ein Buch vom Spanischen ins Deutsche; das macht echt Spaß und ist natürlich auch leichter als die anderen Übersetzungen. Obwohl auch dieses Projekt seine Tücken hat: da Deutsch meine Muttersprache ist bin ich bei dieser Übersetzung natürlich perfektionistischer als bei anderen und außerdem ist die Übersetzung an sich natürlich nicht ganz so einfach, da das Buch über die mystischen Heilwirkungen von Pflanzen handelt. Das Original ist aus Brasilien und deshalb sind oft ganze Phrasen nicht ins Spanische übersetzt, sondern wurden einfach auf Portugiesisch stehen gelassen. Glücklicherweise kann ich ja ein bisschen Portugiesisch und erkenne in den meisten Fällen die „Falle“.


In der Sprachschule kann man Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Portugiesisch und Chinesisch lernen, doch die meisten lernen Englisch. Die Schüler sind schätzungsweise zwischen 8 und 50 Jahren alt. Anfangs ist es mir nicht leicht gefallen, Unterricht zu geben, da ich das noch nie wirklich gemacht habe, doch es hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Ich lerne dabei wirklich viel: einerseits pflege ich mein Englisch, andererseits lerne ich auch wie man unterrichtet. Die Schüler waren bis jetzt alle sehr nett und ich war auch echt überrascht, wie schnell sie mich alle akzeptiert und respektiert haben. Viele sind ja ein paar Jahre älter als ich und haben aber kein Problem damit, wenn ich ihnen Unterricht gebe und sie korrigiere usw. Die meisten meiner Unterrichtsstunden sind „Konversation in Englisch“ und „Englisch für Kinder“, manchmal auch „Englisch-Grammatik“. Vor allem die Stunden mit den Kindern machen viel Spaß und ich habe natürlich auch schon meine Lieblingskinder :-) Die Kinder sind ca. 8-11 Jahre alt und kommen normalerweise dreimal pro Woche für eine Stunde.



Am 30. und 31. Oktober fand im Holiday Inn in Guadalajara eine Konferenz statt zum Thema „Verbesserung der Sicherheit und Hygiene von Minenarbeitern in Nordamerika“. Die ca. 30 – 40 Teilnehmer kamen aus Mexiko, Kanada und den USA und meine Chefin hatte den Auftrag die Simultanübersetzungen zu machen. Isa, die andere Praktikantin, und ich sollten sie als Assistentinnen begleiten. Und darüber möchte ich euch erzählen.


Tag 1 (Dienstag, 30. Oktober 2007):


Der erste Tag der Konferenz ist nun vorbei und es war echt interessant und hat viel Spaß gemacht. Am Montagabend hatte ich wirklich überhaupt keine Lust auf diese Konferenz, da es einige Dinge gab, die mir nicht gepasst haben :-)


Wir haben keine großen Informationen bekommen, was bei dieser Konferenz passieren wird und welche Aufgaben wir haben werden. Ich kann es nicht haben, wenn ich irgendwo unvorbereitet hingehen muss. Außerdem hat uns unsere Chefin Blusen gekauft, damit Isa und ich gleich gekleidet sind und ich finde, dass ich mit dieser Bluse aussehe wie ein Christbaum: sie glänzt ganz fürchterlich und ich habe mir ernsthaft überlegt mir ein wenig Lametta um den Hals zu hängen und mich von Matthias als lebendiger Christbaum verkaufen zu lassen :-D Der dritte und schlimmste Punkt für mich war, dass wir uns morgens um 7.15 Uhr zur Abfahrt im Büro getroffen haben. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gerade eine Frühaufsteherin bin und mich deshalb natürlich nicht gerade über das frühe Treffen gefreut habe. Jajaja, ich weiß, es ist alles halb so schlimm, aber so war eben einfach meine „Vorfreude“ auf die beiden Tagen.


Doch es kam ganz anders als erwartet, doch nun ganz langsam von vorne. Wie gesagt hatte Maria Lourdes den Auftrag für die Simultanübersetzungen bekommen und hatte in ihrem Team außer Isa und mir noch zwei Techniker und zwei weitere Simultanübersetzer. Die Konferenz fand, wie gesagt, im Holiday Inn statt, das hier ein sehr schickes Hotel ist.


Nachdem wir uns morgens in der Schule getroffen haben und ich mir meine Arbeitsuniform angezogen habe (Christbaum-Bluse – bäh!!! – elegante schwarze Hose, Nylonstrümpfe – ganz wichtig – und schwarze Pumps) sind wir also ins Hotel gefahren und haben vor der Ankunft der Konferenzteilnehmer erstmal Antonio, dem Organisator, bei den letzten Vorbereitungen geholfen: Stifte verteilen, Programmhefte nach Sprachen ordnen, Namenschilder sortieren etc. Ab 9 Uhr kamen dann die ersten Teilnehmer und wir haben sie begrüßt und ihnen die Ausstattung für die Konferenz gegeben. Und dann ging es auch schon mit der Begrüßung los.


Maria Lourdes und die beiden anderen Übersetzer haben sofort mit der Simultan-Übersetzung begonnen. Mich faszinieren Simultanübersetzer immer, weil ich es einfach sehr beeindruckend finde, welche Leistung sie bringen. Bisher hatte ich auch noch nie Simultanübersetzer live bei ihrer Arbeit gesehen und das war heute echt interessant. Da ein Teil der Konferenzteilnehmer spanischsprachig war und der andere Teil englischsprachig musste wirklich jedes einzelnen Wort, das auf dieser Konferenz gesagt wurde, übersetzt werden. Alle Konferenzteilnehmer hatten einen tragbaren Sender mit Kopfhörer, über den sie die jeweilige Übersetzung hören konnten. Die Übersetzer saßen am Rande der Konferenzrunde und haben über Kopfhörer das Gesprochene gehört und die Übersetzung in ein Mikrofon gesprochen, damit sie auf die Sender übertragen werden konnte. Ich war total beeindruckt, da die Schwierigkeit ja nicht nur ist, sofort alles zu übersetzen, sondern auch die verschiedenen Akzente zu verstehen.


Leider konnte ich nicht allzu lange den Übersetzern zuschauen, da die Konferenz begann. Es gab immer eine Stunde Präsentationen von mindestens einem Repräsentanten der drei Länder zu einem speziellen Thema und danach eine Stunde Fragerunde und Diskussion zu dem jeweiligen Thema. Während der Präsentationen musste ich Antonio, dem Organisator der Konferenz, helfen, da es eine Leinwand mit der englischen Version der Präsentation gab und eine Leinwand mit der spanischen Version und Antonio und ich die jeweiligen Computer dazu bedient haben. Sobald die Frage- und Diskussionsrunde begann war meine Aufgabe das Mikrofon an die Konferenzteilnehmer, die eine Frage hatten, weiterzureichen. Natürlich war das alles nicht wirklich schwer, aber es hat Spaß gemacht, da ich wirklich viel Englisch und Spanisch gehört habe und es allgemein eine tolle Erfahrung war, an einer solchen Konferenz teilzunehmen.


Während der letzten Frage- und Diskussionsrunde vor der Mittagspause um 14 Uhr hat mich Antonio beiseite genommen und gebeten, die Teilnehmer in der Pause zum Restaurant im Erdgeschoss des Hotels zu begleiten, wo das Mittagessen für alle serviert werden sollte. Meine Aufgabe war es also freundlich zu lächeln und den Teilnehmer das Buffet und die reservierten Tische zu zeigen. Das war sehr lustig und wir durften dann sogar mit den Konferenzteilnehmern zu Mittag essen. Das Buffet war natürlich erste Klasse und wir haben alle zugeschlagen.


Doch danach standen noch weitere zwei Stunden Konferenz vor uns, während denen ich jedoch etwas entspannen konnte, da Isa Antonio bei den Präsentationen assistierte. Kurz nach 18 Uhr war meine Aufnahmefähigkeit ziemlich am Ende und ich denke, dass ich damit nicht alleine war und somit war ich echt erleichtert als alle verabschiedet wurden und wir Richtung Schule aufbrechen konnten. Meine Füße konnten nach fast 12 Stunden in den schönen aber sehr unbequemen Schuhen dringend eine Pause vertragen und auch die Christbaum-Bluse musste ich nicht länger als nötig tragen :-)


Zum Abschluss des Tages habe ich mich dann auf meinem Heimweg bei Benny niedergelassen und mir eine Hotdog gegönnt…


Tag 2 (Mittwoch, 31. Oktober 2007):


Der zweite Tag begann glücklicherweise nicht ganz so früh, da wir uns erst um 8.30 Uhr getroffen haben und die Konferenz um 10 Uhr begann. Ich war an diesem Tag alleine, da Isa schon zu ihrer Reise nach Michoacán wegen des „Día de los muertos“ aufgebrochen ist (mein Reisebericht folgt in den nächsten Tagen).


Da ich morgens Agnes und Maria Lourdes erzählt hatte, wie interessant ich gestern alles fand, vor allem die Simultanübersetzungen, hat mir Maria Lourdes angeboten, an ihren Unterrichtsstunden für Simultanübersetzer, die einmal pro Woche in der Schule stattfinden, teilzunehmen und so das Simultanübersetzen vom Spanischen ins Deutsche zu lernen. Ich habe mich darüber natürlich sehr gefreut, auch wenn mir momentan natürlich im Spanischen noch viel Vokabular fehlt, aber das kann man ja alles lernen. Und dann hat Agnes mir noch zugeflüstert, dass Maria Lourdes ihr gesagt hat, dass sie sehr zufrieden mit meiner Arbeit war.


Bei der Konferenz gab es wieder verschiedenen Präsentationen und Frage- und Diskussionsrunden, doch diesmal war es etwas stressiger für mich, da ich allein war. Auch wenn ich die Präsentationen oft nicht ganz verstanden habe, weil mir einfach manchmal das Fachvokabular fehlte, war es alles sehr interessant und ich habe viel gelernt. Auch interessant war es sowohl in Englisch als auch in Spanisch so viele verschiedene Akzente zu hören und vor allem zu versuchen, auch alle zu verstehen.


Die Konferenz endete heute schon um 14 Uhr mit einem gemeinsamen Mittagessen, zu dem wir wieder eingeladen wurden.


Antonio, der Organisator, hat sich dann bei Maria Lourdes und ihren beiden Kollegen für die guten Übersetzungen bedankt und dann hat er sich tatsächlich auch noch extra bei mir bedankt für meine Hilfe.


Zurück in der Schule habe ich dann noch eine Unterrichtsstunde gehalten und konnte danach nach Hause gehen.



So, das war es jetzt von den zwei Tagen Konferenz und ich bin wieder zurück im normalen Arbeitsalltag: Übersetzungen und Unterricht geben.


Liebe Grüße,

eure Viola

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

So das ganze ist ein versuch weil ich nicht weiss ob du überhaupt mitbekommst wenn jemanden einen post hinterlässt! Also erstmal zu mir Ich werde jetzt in ca 3 Wochen nach Guadalajara aufbrechen um dort ein AUslandssemester an der Uni zu verbringen. Hab gerade mit großer Aufmerksamkeit deinen blog gelesen und freu mich schon sehr! Scheint das es dir ja gut gefallen hat. Ich hätte eine Frage ich habe nämlich die Möglichkeit auhc ein Praktikum zu machen, falls ich was finde und da wollte ich wissen ob du eventuell dazu bereit wärst mir den KOntakt zu deinem damaligen Praktikum zu geben? Hört sich interessant an!
Falls ja oder du andere interessante tipps hast du die vieleicht weitergeben willst, würde mich echt freuen! Meine email: Feli.Neuhaus@t-online.de

Danke,

Feli